„Eli, Eli“ zum Gedenktag Jom HaSchoa

Jom HaSchoa ist die Kurzform des Namens eines wichtigen israelischen Nationalfeiertags. Nach gregorianischem Kalender fällt er in diesem Jahr auf den 21. April, wobei er nach jüdischer Tradition bereits mit […]

Jom HaSchoa ist die Kurzform des Namens eines wichtigen israelischen Nationalfeiertags. Nach gregorianischem Kalender fällt er in diesem Jahr auf den 21. April, wobei er nach jüdischer Tradition bereits mit dem Sonnenuntergang des Vortages begonnen hat. Sein voller Name lautet „Tag des Gedenkens an Holocaust und Heldentum“.

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Menschen auf der ganzen Welt gedenken an diesem Tag der rund sechs Millionen Opfer ihres Glaubens, welche der Holocaust gefordert hat. Symbolische Handlungen, die mit diesem Tag verbunden werden, sind sowohl leise als auch laut. So werden lodernde Fackeln entzündet, aber auch die Sirenen heulen während einiger Gedenkminuten am Morgen in ganz Israel. Gleichzeitig steht der Verkehr dort still – das öffentliche Leben hält ein. Dies sind nur einige Beispiele für viele Gedenkhandlungen und -aktionen auf der ganzen Welt.

Erinnerung an Hannah Szenes

HaSchoa ist dazu auch ein Tag, an welchem dem jüdischen Widerstand gedacht wird. Eine Widerstandskämpferin mit großem Mut und tragischem Schicksal war die ungarische Jüdin Hannah Szenes. Sie wurde 1921 in Budapest geboren und war die Tochter eines Journalisten. Schon früh entwickelte sie großes Interesse an Literatur und Poesie; sie soll eine ausgezeichnete Schülerin gewesen sein und durfte eine Eliteschule besuchen.

Als junge Frau entwickelte Hannah Szenes dann starke politische Ambitionen. Mit dem Willen zum Widerstand meldete sie sich im Jahr 1943 bei der britischen Armee und wurde zur Kämpferin ausgebildet. In einer spektakulären Aktion sprang sie mit rund dreißig anderen Personen im März 1944 mit einem Fallschirm hinter den feindlichen Linien in Jugoslawien ab. Die Mission lautete, Piloten der Alliierten zu befreien und dann aus dem Untergrund heraus jüdischen Menschen zu helfen.

Nachdem sie die ungarische Grenze überquert hatte, wurde Hannah Szenes verhaftet, in Budapest verhört und sowohl körperlich als auch psychisch brutal gefoltert. Schließlich verurteilte man sie zum Tode. Am 7. November 1744 wurde sie in ihrer Geburtsstadt Budapest erschossen. Ihre Gebeine wurden Jahre später nach Israel überführt.

Eli, Eli

Das Gedicht „Ein Spaziergang nach Caesarea“, das wir zum diesjährigen Gedenktag HaSchoa ausgewählt haben, gehört zu den bekanntesten Werken der Lyrikerin Hannah Szenes. Sie hat es 1942 geschrieben, und bereits 1945 wurde es vom israelischen Komponisten David Zehavi (1910-1977) vertont. Als „Eli, Eli“ („Mein Gott, mein Gott“, die erste Zeile des Gedichts) ist es sehr berühmt geworden, ja es gilt manchen sogar als inoffizielle israelische Hymne.

Der hebräische Originaltext lautet in deutscher Übersetzung:

Mein Gott, mein Gott,
lass niemals enden:
den Sand und das Meer,
das Rauschen des Wassers,
die Blitze des Himmels
und das Gebet des Menschen.

Mitglieder des Cantamus Jugendchors haben das Lied im Februar 2019 als Teil einer selbst-entwickelten literarisch-musikalischen Komposition über das Ghetto Theresienstadt zum Klingen gebracht. Ort dieser Aufführung war die CROSS Jugendkulturkirche in Kassel. Die Leitung hatten Maria Radzikhovskiy und Elena Padva.

„Es ist einerseits ein sehr ruhiges Lied, in dem es nicht um Kampf oder Krieg geht, sondern um die Wertschätzung der Welt“, so Elena Padva. „Andererseits schwingt in der melancholischen Melodie immer auch das tragische Schicksal der Autorin mit.“