Leitbild: Unsere Arbeit

„Jeder, dessen Weisheit reichlicher ist als seine Taten – wem gleicht er? Einem Baum, dessen Zweige reichlich und dessen Wurzeln spärlich sind. Aber jeder, dessen Taten reichlicher sind als seine Weisheit – wem gleicht er? Einem Baum, dessen Zweige spärlich und dessen Wurzeln reichlich sind. Sein Laub bleibt frisch, und im Jahr der Dürre sorgt er nicht; er lässt nicht ab, Frucht zu schaffen.“ (aus dem Talmud)

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Ein weltlicher jüdischer Ort

Mit dem Sara Nussbaum Zentrum bekommt unsere Stadt neben der Jüdischen Gemeinde Kassel eine zweite Wirkungsstätte für jüdisches Leben. Während die Synagoge das Gebets- und Versammlungshaus für Jüdinnen und Juden ist, öffnet das Sara Nussbaum Zentrum als weltlicher Ort seine Türen für alle Menschen. Wir möchten mit unserer Tätigkeit die vielen Gesichter und Geschichten der Juden und des Judentums zeigen, den Staat Israel erklären, einen Beitrag zur Bekämpfung von Antisemitismus und Menschenfeindlichkeit leisten und unsere Stadtgesellschaft so auf konstruktive, positive und hoffnungsvolle Weise mitgestalten und verändern.

Geschichte, Gegenwart und Zukunft

Der Massenmord an den europäischen Juden gehört dabei als Geschichte untrennbar zur Gegenwart und Zukunft der lokalen jüdischen Gemeinschaft. Die Nationalsozialisten haben die Juden nahezu vollständig aus Kassel vertrieben und die meisten von ihnen ermordet.

Durch den Zuzug von Juden aus der ehemaligen Sowjetunion ist in Kassel Anfang der neunziger Jahre die jüdische Gemeinde deutlich gewachsen. Die Arbeit im Sara Nussbaum Zentrum widmet sich allen drei zeitlichen Aspekten der lokalen jüdischen Geschichte. Für uns spielen die Leistungen und Leidenswege der Kasseler Juden ebenso eine Rolle wie das Lebensgefühl der heute in Kassel lebenden Juden. Die Zukunft, gleichermaßen der Ort von Sehnsüchten, Hoffnungen, aber auch Unsicherheiten und Ängsten, liegt vor uns – sie wollen wir gestalten helfen.

Jüdische Werte und Perspektiven

Aus der Zugehörigkeit zum jüdischen Volk erwächst heute keine einheitliche Identität mehr. Es gibt unzählbare jüdische Lebensentwürfe und mit ihnen verschiedene Ansichten zu Religion, Politik und Tradition, die sich miteinander im Wettstreit befinden. Diese Vielfalt ist fester Bestandteil des gegenwärtigen jüdischen Volkes. Wir freuen uns darauf, diese Vielfalt zu zeigen. Wir glauben zudem, dass die Weisheit der Tora über den Kreis der Juden hinaus von Wert und Interesse sein kann. Die jüdischen Werte zugänglich zu machen und zu diskutieren ist uns eine wichtige Aufgabe und Herausforderung.

Kultur, Aufklärung und Begegnung

Wir möchten Menschen unterschiedlicher Herkunft und Überzeugung zusammenzubringen und mit ihnen gemeinsam daran arbeiten, unsere Gesellschaft menschlicher und lebenswerter zu machen. Die Tätigkeit des Sara Nussbaum Zentrums erstreckt sich dabei auf die Bereiche Kultur, Aufklärung und Begegnung. Sie ist inspiriert vom jüdischen Konzept „tikkun olam“, dem „Reparieren der Welt“. „Tikkun olam“ ist ein Ausdruck messianischer Hoffnung und zugleich in der Gegenwart tätig und den in ihr lebenden Menschen verpflichtet.

Unser Standpunkt: Jüdisch und demokratisch

Unsere Aktivitäten entwickeln wir von einem eigenen Standpunkt aus. Wir fühlen uns dem jüdischen Leben weltweit ebenso verbunden wie dem Staat Israel. Als jüdische Einrichtung sind wir im gleichen Maße auf den Wert eines jeden Menschen und auf ein demokratisches, rechtsstaatliches, gedeihliches Zusammenleben verpflichtet. Wir bemühen uns in unserer Arbeit um Offenheit und Transparenz. Wir laden jeden Gast und Bewohner unserer Stadt ein, uns mit Lob, Kritik und einer helfenden Hand zu begleiten. Zugleich haben wir mit dem rabbinischen Berater einen konstruktiven, verankernden Begleiter unserer Arbeit. Zusammen sehen wir mehr und zusammen kommen wir weiter voran.