Israels Geschichte und Gegenwart

Vortrag von Andrea Livnat und Podiumsdiskussion unter dem Titel „75 Jahre Israel – Die großen Krisen des ‚Judenstaats‘ von 1948 bis heute“

Wie angespannt die Situation aktuell ist, war der Veranstaltung am 19. November im Sara Nussbaum Zentrum anzumerken. Die Referentin Dr. Andrea Livnat war per Videokonferenz aus Israel zugeschaltet, unter anderem weil Flugverbindungen derzeit selten sind. Zudem wies Livnat zu Anfang darauf hin, dass die Internetverbindung jederzeit abbrechen könne, sei es wegen Sturms oder Raketenalarms. Glücklicherweise blieb beides über den Verlauf der rund zwei Stunden aus.

Andrea Livat, die unter anderem als Herausgeberin des Magazins haGalil und Buchautorin tätig ist, erläuterte in ihrem Vortrag, wie Theodor Herzl, der Begründer des Zionismus als politische Bewegung, in Israel als „Prophet des Staates“ verehrt werde. Herz sei ein einendes Symbol der konkurrierenden Strömungen und Gruppierungen gewesen, sowohl innerhalb der zionistischen Bewegung wie auch später in Israel. Gleichzeitig versuchten die verschiedenen Seiten, Herzl für ihre Zwecke und Überzeugungen im Kampf um die Deutungshoheit einzuspannen.

Deutlich wurden die Brüche, die Israel im Verlauf seiner 75-jährigen Geschichte durchlief. Und auch neueste Entwicklungen, etwa die Adaption Herzls im Zuge der Demonstrationen gegen die umstrittene Justiz-Reform, kamen zu Sprache. Es zeigte sich, wie differenziert und divers der Blick des modernen Israel auf Herzl gestaltet ist, von politischem Aktivismus bis zu künstlerischen Arbeiten.

Der zweite Teil der Veranstaltung bestand aus einer intensiven Podiumsdiskussion. Moderator Lasse Schauder (Referent für politische Bildungsarbeit im SNZ) blickte im Gespräch mit Andrea Livnat, Frederic Willing (Jüdische Gemeinde Felsberg) und dem Historiker und Journalisten Ralf Balke, der fundiert und kritisch auf die aktuelle politische Situation der israelischen Regierung einging, auf die aktuellsten Ereignisse seit dem 7. Oktober. Persönliche Eindrücke sowohl in Israel als auch in Deutschland kamen genauso zum Tragen wie politische Einschätzungen.

Im Anschluss konnten Fragen aus dem Publikum beantwortet werden. Auch hier zeigte sich große Anteilnahme und Interesse an der Thematik.

Unterstützt wurde die Veranstaltung, die rund 50 Personen besuchten, von der Jewish Agency. Er fand auch als Abschluss eines mehrtägigen Kasseler Austausch- und Workshop-Programms für jüdische Menschen aus ganz Deutschland statt. Aufgrund der aktuelle Lage stand die Veranstaltung unter Polizeischutz.